Tausende begrüßen Schröder in Bottrop
Rund 7.000 Menschen begrüßten am Donnerstag, dem 1. September Bundeskanzler Gerhard Schröder auf dem Berliner Platz. Bereits zuvor hatte die Kölner Rockband Brings für gute Stimmung auf dem Berliner Platz gesorgt. Zunächst war Schröder im Hotel Courtyard eingetroffen und wurde vor dem Hotel von einer Delegation der Bottroper Jusos euphorisch empfangen. Bei seinem Weg vom Hotel zum Berliner Platz wurde er von Bottrops Bürgermeister Klaus Strehl und vom SPD-Unterbezirksvorsitzenden Georg Grimm abgeholt und begleitet. Als Schröder auf dem Berliner Platz eintraf wurde er mit stehenden Ovationen empfangen. In einer 45minütigen Rede machte er noch einmal seine Positionen zu den drängendsten politischen Fragen deutlich.
"Wir haben begonnen, Deutschland zu erneuern und auf die grundlegenden Herausforderungen unserer Zeit einzustellen: auf die Globalisierung, auf die technologische Revolution, auf das Zusammenwachsen Europas und auf die Alterung unserer Gesellschaft. Das war anstrengend und bleibt anstrengend, es ist aber notwendig", so der Kanzler, der dafür breiten Applaus erhielt. Um die Sozialsysteme, die die besten der Welt seien zu retten, habe man handeln müssen, habe Einschnitte vorgenommen. Aber das alles, geschehe bei "gleicher Augenhöhe".
Heftige Angriffe richtete Schröder gegen Professor Kirchhof, den Angela Merkel in ihr Kompetenzteam berufen hatte. Die Streichung von Überstundenzulagen, von Sonntagsgeld oder von Pendlerpauschalen würden vor allem die Arbeitnehmer treffen, der eine Beschäftigung auswärts suchen. Und gleichzeitig sollen sie den gleichen Steuersatz unterliegen wie ihr Chef. "Wer so etwas in sein Programm aufnimmt, der will eine andere Republik", ruft Schröder und erntet tosenden Beifall.
Seine Regierung stehe auch für eine klare eigene und eigenständige Position gegen den Irak-Krieg und im Bemühen um Frieden in der Welt. "Ich spreche der CDU/CSU den Willen zum Frieden nicht ab – das soll man nicht tun", sagt Schröder. "Aber ich frage mich, ob die anderen genügend Stehvermögen haben, um gegebenenfalls unserem wichtigsten Verbündeten, den USA, auch in entscheidenden Fragen widersprechen zu können."
Schröder richtete auch einige Worte an die Bergleute. "Sie zeigen uns, was Solidarität ist." Hier brandete der Applaus mächtig auf. Unmissverständlich stellt er klar: "Hände weg von der heimischen Energiereserve. Wir brauchen die Stein- und die Braunkohle."
Vor Schröders Auftritt hatten der SPD-Bundestagsabgeordnete Dieter Grasedieck, Bottrops Bürgermeister Klaus Strehl und der Vorsitzende der NRW-SPD, Jochen Dieckmann, gesprochen. Alle Redner sagten Schröder jede Unterstützung für die letzte Phase des Wahlkampfs zu. Wer das Wohl der Menschen in unserem Land vor Augen habe, fände zu einer sozialdemokratisch geführten Bundesregierung keine Alternative.